
HIP HOP mal anders
HIP HOP ist neben Techno und POP das am meisten konsumierte Musikgenre der letzten 20 Jahre. Soziale Themen wie Rassismus, Klassengesellschaft und Migration bekommen im Rap und Hip Hop nicht nur mehr Raum als in anderen Musikstilen, sie sind großer Teil der DNA dieser in den USA der 70er Jahre entstandenen Musikrichtung.
Somit ist es nicht überraschend das viele junge Gefangene, deren Biografie oft mit Fragen der sozialen Herkunft einhergeht, HIP HOP feiern und nutzen um ihrer Weltsicht und Erfahrungen künstlerischen Ausdruck zu verleihen. Es gibt kaum ein anderes Genre in der Musik, was die Möglichkeiten zulässt so frei, intuitiv und textfüllend zu wirken. Und so wurden im Zuge dieser vor allem durch schwarze Musiker erschaffenen subkulturellen Bewegung ganze Kunstformen neu kreiert. Im R&B, StreetArt, BreakDance aber auch im Bereich der Fashion hatte Hip Hop einen ungemein großen Einfluss, der bis heute anhält bzw. immer größer wird.
Zur Wahrheit dieses weltumspannenden Phänomens gehört aber auch, dass sich Dinge immer weiter und neu ausformulieren. In den USA schon länger praktiziert, kam spätestens mit Eminem aka Slim Shady und 50Cent der GangsterRap Anfang 2000 nach Europa. Und während Hip Hop schon immer „real“, authentisch und kritisch war, ging es im Gangster Rap, wie der Name schon sagt, vordergründig um die Huldigung von sexistischen, gewaltverherrlichenden und rechtsfreien Räumen.
Mal abgesehen von den Auflagen und Bedürfnissen, die ein Gefängnis so mit sich bringt, sind wir als Verein der Auffassung, dass das künstlerische Kontextualisieren solcher gewaltverherrlichenden Parallelwelten allein keine Vorteile für die eigene biografische Entwicklung mit sich bringt. Bzw. ist Hip Hop im Kern und aus seinem Ursprung heraus ein kluges, politisches und emanzipiertes Medium. Der Ansatz von Freie Künste ist es also, mit den Teilnehmenden wieder zu den Wurzeln dieses Genres zurückzukehren.
Gemeinsam mit den Gefangenen setzen wir uns mit den Idolen, Stars und deren Texten auseinander. Reflektieren und sensibilisieren sie für Sprache und Musikalität. Und produzieren, angeleitet durch professionelle Produzenten und Songwriter aus der Branche Tracks, die in ihrer Vielfältigkeit und Selbstreflexion bestechen und ohne billige Konkurrenzgebaren auskommen.
Gefördert wird das Projekt vom Hessischen Ministerium der Justiz und des Rechtsstaats mit dem Programm NeDiS (Netzwerk zur Deradikalisierung im Strafvollzug).
